Wertschätzende Führung hat viel mit der eigenen Einstellung zu tun.
Menschen möchten gesehen werden und das Gefühl haben, dass sie und ihre Arbeit bedeutsam bzw. wichtig sind. Dies eine elemenatre Basis für die Mitarbeitermotivation.
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, dies dem Mitarbeiter zu vermitteln. Zwei besonders einfache möchte ich nachfolgend aufgreifen:
Warum müssen viele Führungskräfte "Sehen" trainieren? Was soll das denn überhaupt sein?
Ich stelle immer wieder fest, dass gerade Führungskräfte im täglichen betriebllichen Umgang sich viel zu wenig mit den Mitarbeitern als Mensch und seinen Qualitäten beschäftigen. Eine funktionsbezogene Sicht herrscht (leider) und vielleicht logischerweise noch oft vor. Die Kunst der wertschätzenden Führung ist nun, sich davon zu lösen und insoweit "über den Tellerrand" zu blicken.
Ein besonderer Ausdruck von wertschätzender Führung ist dabei auch zu sehen, was Sie oder andere bislang bei einem Menschen auf den ersten Blick möglicherweise nicht sehen.
Dafür müssen sich Führungskräfte eigehender als sonst wahrscheinlich üblich, mit dem Mitarbeiter beschäftigen.
Wie kann man dies praktisch umsetzen?
Dazu ein pragmatischer Vorschlag:
Gehen Sie doch einmal Ihre Mitarbeiter einzeln durch und halten für sich fest,
Machen Sie dies vor allem auch für Mitarbeiter, die Ihnen eigentlich unsympathisch sind (denn diese liegen meist abgestempelt in einer Schublade. Einer Schublade, die ihnen als Führungskraft den Blick für andere Qualitäten des Mitarbeiter verengt.
Machen Sie dies aber auch für die Mitarbeiter, die Ihnen sowieso schon ganz besonders am Herzen liegen, denn hier neigen viele Führungskräfte dazu, sie als selbstverständlich hinzunehmen.
Was bringt so eine "Übung"?
Sie werden merken, dass durch die wiederholte Durchführung dieser kleinen Übung (bzw. das "Zur-Hand-Nehmen" der Ergebnisse der Übung) Ihre Aufmerksamkeit mit der Zeit und zunächst auch unbewusst in Richtung dieser Aspekte gelenkt wird. Sie werden den Mitarbeiter mit anderen Augen sehen und sich dementsprechend anders ihm gegenüber verhalten.
Und dann besteht eine gute Chance, dass der Mitarbeiter ein "besseres" Gefühl Ihnen gebenüber hat oder entwickelt.
Ein einfacher Schritt und Baustein, um wertschätzend zu führen.
Wie kann man das weiter "ausbauen"?
Nun, da sie sich schon die Mühe gemacht haben, sich intensiver mit dem Mitarbeiter zu beschäftigen, ist der nächste Schritt ganz logisch.
Das i-Tüpfelchen ist, wenn Sie Ihrem Mitarbeiter dann auch einmal tatsächlich sagen, was Sie an ihm schätzen oder warum Sie stolz darauf sind, ihn in Ihrem Team zu haben (und dies vielleicht nicht nur rein fachlich), zum Beispiel im Rahmen des nächsten Mitarbeitergespräch.
Stellen Sie sich einfach eimal vor, Ihr Chef würde so etwas zu Ihnen sagen. Wie würden Sie sich fühlen? Was würde das mit Ihrer Motivation machen? Sehen Sie.
Kommen wir zum zweiten einfachen Tipp.
Man kan das Ganze auf einen einfachen Nenner bringen. Sie zeigen dem Mitarbeiter, dass Sich sich für ihn interessieren schlicht und ergreifend dadurch, dass Sie wissen, was der andere macht oder ihn bewegt.
Insbesondere solches Wissen wünschen sich Mitarbeiter von ihrem Vorgesetzten. Nach einer repräsentativen Umfrage, die von Oracle gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Innofact im Juli 2012 in Deutschland durchgeführt wurde,
Der Hauptgrund für dieses mangelnde Wissen wird mit 46 % in der fehlenden Zeit des Vorgesetzten gesehen, 20 % sehen ihn darin, dass der Vorgesetzte sich nicht für sie interessiert. Zudem glauben 23 % der Befragten, dass der Vorgesetzte ihre Stärken nicht kennt.
Was denken Sie? Ist fehlende Zeit ein guter Entschuldigungsgrund?
Das Wissen, was der andere (gerade) macht, ist enorm wichtig für das Geben von Wertschätzung und damit auch wichtig für die wertschätzende Führung. Und auch anders herum, als Mitarbeiter das Gefühl zu haben, dass sich die Führungskraft (wirklich) für einen interessiert und sieht, was man leistet, ist m.E. unbezahlbar.
Dies beinhaltet auch zu wissen, was den Kollegen, Mitarbeiter (oder auch den Chef) gerade bewegt, oder seine Vorgeschichte zu kennen.
Wie kann ich das als Führungskraft ganz einfach umsetzen?
Zum einen durch das "Sehen trainieren" (siehe oben).
Und zum anderen z.B.: Wissen Sie und vor allem behalten Sie persönliche Details, die Ihnen Ihr Kollege, Mitarbeiter oder Chef in einem persönlichen Gespräch einmal erzählt hat. Beispielsweise Familienstand, Anzahl, Alter und Namen der Kinder, was die Ehefrau macht, Umzugspläne, Hausbau oder Hauskaufpläne, Familienfeiern, beliebte Urlaubsorte, Hobbys, Lieblingsrestaurants, bevorzugte Musik etc.
Warum so ein Aufwand, fragen Sie sich jetzt?
Ganz einfach:
Nachfragen zeugt von Interesse. Und ist ebenfalls ein wichtiger Teil des „Sehen lernens“. Echte und ehrliches Interesse am Mitarbeiter ist Kernelement wertschätzender Führung und eine weitere Basis der Mitarbeitermotivation.
Wer sich ernsthaft wahrgenommen fühlt, wer weiß, dass seine Leistung gesehen wird, wer regelmäßig konstruktives Feedback bekommt usw., der bleibt motiviert.
Ganz wichtig: es geht im Grunde nicht darum, Mitarbeiter zu motivieren, sondern primär die vorhandene Motivation zu erhalten. Interesse und „Gesehen werden“ spielen dafür eine wichtige Rolle.
So können Sie dem Mitarbeiter auf einfache Weise zeigen, dass er Ihnen wichtig ist.
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